Der Einsatz von Insekten wie dem Mehlwurm als Zutat in Lebensmitteln ist inzwischen auch in Deutschland Realität. Doch was bedeutet das konkret für Verbraucherinnen und Verbraucher – und wie ist der rechtliche Rahmen?
Zulassung & Kennzeichnung
Mehlwürmer (Tenebrio molitor) sind seit 2021 in der EU als „neuartiges Lebensmittel“ zugelassen. Verwendet werden dürfen sie sowohl getrocknet als auch in Pulverform – etwa in Backwaren, Riegeln oder Pasta. Neben den Mehlwürmern sind zu dem auch weitere Insekten als Lebensmittel zugelassen, wie bspw. die Europäische Wanderheuschrecke, die Hausgrille und der Buffalowurm. Andere wiederum befinden sich noch im Zulassungsverfahren.
Wichtig: Lebensmittel, die Insekten enthalten, müssen gemäß der EU-Verordnung Nr. 1169/2011 (Lebensmittelinformationsverordnung) sowie den jeweiligen Novel-Food-Zulassungsverordnungen eindeutig gekennzeichnet sein. Die Insektenart muss in der Zutatenliste mit vollständiger Bezeichnung aufgeführt werden – zum Beispiel:
„getrocknete Larven von Tenebrio molitor (Mehlwurm)“
Zusätzlich ist bei bestimmten Insektenarten ein Hinweis auf mögliche Kreuzallergien erforderlich, insbesondere für Menschen mit Allergien gegen Krebstiere, Weichtiere oder Hausstaubmilben.
Beispiel für einen Warnhinweis:
„Kann bei Personen mit Allergien gegen Krebstiere oder Hausstaubmilben allergische Reaktionen auslösen.”
Wofür werden Mehlwürmer eingesetzt?
Die kleinen Larven gelten als alternative Proteinquelle und finden zunehmend Verwendung in:
- Proteinprodukten (z. B. Shakes oder Riegel)
- Backwaren mit zugesetztem Mehlwurmpulver
- Fleischalternativen wie Burger oder Würstchen
- Snacks in getrockneter Form

Zucht & Gewinnung
Die Zucht erfolgt in spezialisierten Anlagen unter kontrollierten Bedingungen. Gefüttert werden die Tiere mit Getreideresten oder Gemüseabfällen. Nach der Wachstumsphase werden sie geerntet, abgetötet (z. B. durch Kälte oder Hitze) und weiterverarbeitet.
Einordnung: Vegan, vegetarisch – oder weder noch?
Da es sich bei Mehlwürmern um Tiere handelt, sind Produkte mit Insekten weder vegan noch vegetarisch. Für Personen mit flexibler Ernährungsweise oder Fokus auf Nachhaltigkeit kann der Einsatz von Insekten dennoch eine Option darstellen.
Vorteile & Herausforderungen
🌟 Mögliche Vorteile:
- Geringer Flächen- und Wasserverbrauch bei der Zucht
- Hoher Proteingehalt
- Beitrag zur Reduzierung tierischer Emissionen
🧩 Herausforderungen:
- Akzeptanz in der Bevölkerung
- Höhere Produktionskosten
- Risiko von Kreuzallergien
📜 Rechtliche Grundlagen für Mehlwürmer als Lebensmittel
- 🔹 EU-Verordnung (EU) 2015/2283 Novel Food
- Regelt „neuartige Lebensmittel“ (Novel Food). Mehlwürmer dürfen nur mit Zulassung verwendet werden.
- 🔹 Zulassungsverordnungen (z. B. EU 2021/882)
- Konkrete Freigabe für bestimmte Formen: getrocknet, Pulver, UV-behandelt etc.
- 🔹 Lebensmittelinformationsverordnung (EU) Nr. 1169/2011
- Pflicht zur deutlichen Kennzeichnung inkl. Allergiehinweis (z. B. bei Krebstierallergie).
- 🔹 LFGB (Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch)
- Nationale Umsetzung und Kontrolle durch Landesbehörden.
- 🔹 Zuständige Stellen:
Fazit
Lebensmittel mit Mehlwürmern sind in Deutschland angekommen – wenn auch noch in Nischen. Sie bieten Potenzial, werfen aber auch Fragen auf: zur Akzeptanz, zu allergischen Reaktionen oder zur Verbraucherinformation. Wer sich mit dem Thema auseinandersetzt, sollte gut informiert sein – besonders, wenn neue Produkte auf dem Speiseplan landen.
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