Manche Nachrichten machen mich traurig – und gleichzeitig wütend und enttäuscht. Die Meldung aus Italien über den Tod der 20-jährigen Anna gehört zu diesen Meldungen.
Die junge Frau war Ende Januar mit ihrem Verlobten in einem veganen Restaurant essen. Es war sicherlich sehr schön: Kerzenschein, leckeres Essen – zum Abschluss ein Tiramisu. Vegan musste es sein – denn Anna war stark allergisch, auch gegen Milch. Sie fragte den Kellner, ob es wirklich ganz sicher sei, dass das Tiramisu keine Milch enthält. Der Kellner hat dies bestätigt und den gewünschten Nachtisch gebracht.
Der erste Bissen war lecker – beim zweiten Bissen spürte sie ein Kribbeln im Hals und wusste: Hier stimmt etwas nicht! Husten, Ausschlag und Atemnot kamen als Symptome dazu.
Aus dem romantischen Essen wurde ein Drama. Anna rannte zur Toilette und versuchte, das Tiramisu zu erbrechen. Leider zu spät: ihr Körper reagierte auf das Allergen “Milch” – das Ergebnis war ein allergischer Schock. Ihre Allergie-Medikamente schlugen nicht an – die Menge an aufgenommenen Allergenen war zu hoch. Die Rettungskräfte waren schnell vor Ort und taten alles, was sie konnten, um die junge Frau zu retten.
Doch vergeblich – nach 10 Tagen im Koma verstarb Anna: Tod nach einem veganen Tiramisu, das Milch enthielt.
Doch wie kann das sein?
Nachforschungen zeigten, dass das Tiramisu nicht vom Restaurant hergestellt wurde, sondern in einer Fabrik. Dort wurde – neben veganem Tiramisu – auch herkömmlicher Tiramisu hergestellt. Und zwar am selben Arbeitsplatz.
Schnell zeigte sich: Die Arbeitsfläche war nicht richtig sauber! Spuren von Milch konnten immer noch nachgewiesen werden.
Was mich traurig und ärgerlich zugleich macht, ist Folgendes:
- Hätte das Restaurant verstanden, dass vegane Produkte für bestimmte Allergiker-Gruppen eine sichere Lösung sind (oder zu sein scheinen), dann hätten sie ihre Lieferanten besser ausgewählt.
- Hätte der Kellner verstanden, welche Folgen auch kleinste Spuren von Milch auf die Frau haben können, hätte er ihr einen anderen Nachtisch empfehlen können.
- Hätte das Unternehmen, das das vegane Tiramisu herstellt, seine Verantwortung Allergikern gegenüber gekannt, hätte man dort richtig gereinigt. Allergene können mit einfach anzuwendenden Schnelltests sicher nachgewiesen werden.
Solche Fälle treten leider immer wieder auf. Und das, obwohl in der EU seit 2011 mit der VERORDNUNG (EU) Nr. 1169/2011 klare Regeln über die Kennzeichnung von Allergenen gelten.
Was oft fehlt, ist die Schulung der Mitarbeitenden zu Allergenen. Wer selbst keine Allergie hat, kann schlecht nachvollziehen, wie schlimm “ein bisschen Milch” für den Betroffenen sein kann. Wichtig zu wissen: Unwissenheit schützt nicht vor Strafe! Der Eigentümer, der Produktionsleiter und zwei Mitarbeiter des Unternehmens, das das Tiramisu hergestellt hat, werden angeklagt: Totschlag und Betrug sind die Straftaten, die ihnen vorgeworfen werden.
Wie kann man Allergiker und Unternehmen davor schützen?
In unserem E-Learning Lebensmittel-Allergene richten wir uns speziell an Mitarbeitende in der Gastronomie. In Form einer kurzen Geschichte – um genau zu sein einer Liebesgeschichte – geben wir Antworten auf die folgenden Fragen:
- Was sind Allergiker?
- Was sind Lebensmittelallergene und welche gibt es?
- Was muss ich tun, um sicher mit Allergenen umzugehen?
- Gut zu wissen beim Thema Allergene.
Das E-Learning ist so geschrieben, dass es ohne Vorwissen gut verstanden wird. Es kann aktuell in 16 Sprachen übersetzt werden, damit es auch von Personen, die Deutsch nicht so gut beherrschen, verstanden werden kann.
Die Heldin unserer Schulung heißt übrigens auch Anna – genauso, wie die kürzlich verstorbene Anna.
Quellen: